Keine Markierungen für Obdachlose

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Es klingt wie Satire, ist es aber nicht: Die Stadtverwaltung von Marseille markiert Obdachlose mit einem klar erkennbaren gelben Dreieck auf dem persönliche Informationen stehen, angeblich damit ihnen im Notfall besser geholfen werden kann. Eine Praxis, die gleich an mehreren Punkten absolut untragbar ist.

Zunächst ist da die offensichtliche Symbolik. Das gelbe Dreieck erinnert unangenehm an den Gelben Judenstern aus dem dritten Reich. Auch bis zum schwarzen Winkel, mit dem die Nazis die “Asozialen”, zu denen auch die Obdachlosen zählten, markierten ist es nicht besonders weit.

Doch auch wenn Marseille sich für ein weniger historisch vorbelastetes Kennzeichen entschieden hätte, wäre die Markierung von Obdachlosen falsch. Obdachlose sind ohnehin schon eine gesellschaftlich ausgegrenzte und diskriminierte Randgruppe. Menschen sichtbar als obdachlos zu markieren, wird dazu führen, dass diese Menschen noch weiter gemieden werden als ohnehin schon. Obdachlosen wird nicht durch weitere Stigmatisierung geholfen.

Statt über Markierungen sollte man lieber über die Ursachen von Wohnungslosigkeit nachdenken und darüber, wie man diese beseitigen kann. Aber das braucht Zeit und Geld. Geld für Sozialwohnungen und für Steetworker. Genauso für Obdachlosenunterkünfte die gerade auch im Winter ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit bieten, ohne dass die Menschen dort bevormundet werden.

Was es nicht braucht ist ein Symbol, dass dazu führen wird, dass Menschen weiter ausgegrenzt werden. Ein Umdenkenken ist nicht nur in Marseille, sondern in ganz Europa notwendig.