Beobachter mit Sehschwäche?

Gegendarstellung / Pressemitteilung:

Beobachter mit Sehschwäche?

zum Artikel „Friede, Freude, Linkspartei“,
erschienen in den BeobachterNews am 4. Juli 2017

(http://www.beobachternews.de/2017/07/04/friede-freude-linkspartei/)

 

Wir müssen uns täglich von rechten, konservativen und rechtskonservativen Medien denunzieren lassen, aber eine solche Ansammlung von haltlosen Anspielungen und schlichten Unwahrheiten von den BeobachterNews unter dem Deckmantel des Journalismus hätten wir nie erwartet.

Die Veranstaltung war seit längerer Zeit geplant und sollte die Gesellschaft über Rechtsextremismus und seine Auswüchse informieren. Vor allem aber sollte der Film zeigen, wie Nazis versuchen, junge Menschen langsam in die Szene einzuführen und ihnen so ihr faschistisches Gedankengut einzuimpfen.
Dieses Ziel wurde erreicht.

Wir werden uns nachfolgend nun Aussage für Aussage des Kommentars vornehmen:

Warum ist die AfD nicht auf dem Hinweisschild aufgeführt?
An beiden Veranstaltungsorten, Geislingen und Göppingen, hing das abgebildete Schild, mit dem wir als Veranstalter von unserem Hausrecht Gebrauch machen und von vornherein folgende Organisationen und deren Anhängerschaft mittels Hausverbot aussperren: Dritter Weg, die Rechte, NPD und deren Jugendorganisation, Autonome Nationalisten, Freie Kräfte, Identitäre, Unsterbliche. Deren Sympathisanten, gemeinhin als bekennende Faschisten definiert, waren ebenfalls unerwünscht.

Auch wenn manche glauben wollten, dass wir die AfD schlichtweg vergessen hatten zu erwähnen, dem ist nicht so. Die Entscheidung, deren Vertreter ebenfalls auszusperren, wurde lange diskutiert. Wir haben uns grundsätzlich dagegen entschieden, behielten uns aber die Möglichkeit vor, diese als Sympathisanten rechter Gesinnung jederzeit entfernen lassen zu können.
Wie die Begrüßung deutlich gemacht hat, boten wir den Herren der AfD diesen Vortrag als eine Art Bildungsveranstaltung an und wer würde widersprechen, dass sie diese nicht dringend nötig gehabt hätten.

Es gibt viele Meinungen zum Umgang mit der AfD. Eins ist klar: Es gibt nicht DIE EINE Lösung; aber wir werden uns sicher nicht vorschreiben lassen, mit wem wir zu sprechen haben und mit wem nicht.

 

Die Begrüßung – Der Handschlag
In diesem Abschnitt stecken gleich mehrere inhaltliche Fehler. Eine Begrüßung der AfD’ler fand nur durch Vertreter der Linkspartei nicht aber der linksjugend statt. Von „den Veranstaltern“ zu sprechen, ist daher schlichtweg falsch. Auch sollte klargestellt werden, dass dieser Handschlag nicht im Rahmen der Einleitung der Veranstaltung, sondern bereits zuvor ausgeführt wurde.

Zwar wurden die beiden Herren in der Einleitung tatsächlich auch direkt angesprochen, allerdings waren die Worte wohl wenig schmeichelnd. Genosse Christian Stähle „begrüßte“ ihre Anwesenheit und den Umstand, dass sie sich mit dem Gedankengut jener Leute auseinandersetzen wollen, deren Umgang sie in ihrer Partei pflegen.
Wahrheiten wegzulassen ist auch nicht besser als lügen liebe BeobachterNews.

 

Nur ein versuchter Konter?
Stadtrat Christian Stähle versuchte die AfD bei der an den Film anschließenden Diskussion nicht nur zu kontern, er tat es. Es ist auch falsch, den Eindruck einer hitzigen Diskussion mit den Männern der AfD zu erwecken, da keiner Argumente gegen den Film vorbringen konnte (, ohne sich selbst zu verraten).

 

Die AfD auf Anti-Nazi-Demo
Erst wirft man uns vor, der abstrusen Idee des Mitlaufens der AfD bei dieser Demo nicht widersprochen zu haben, nur um dann im nächsten Abschnitt selbst festzustellen, dass „die Göppinger Linkspartei ganz sicher nicht entscheiden wird, wer auf einer Demonstration gegen Neonazis läuft.“ Dieser vermeintliche Vorwurf wird sogar durch den Kommentator höchstpersönlich entkräftet, als er sich direkt hintereinander selbst widerspricht.
Natürlich haben wir kein Interesse an einer Anti-Nazi-Demo mit der AfD, aber wir sind eben nicht der Veranstalter dieser Demonstration, haben daher schlichtweg gar nicht die Möglichkeit, der AfD die Teilnahme zu untersagen.

 

Was bleibt zu sagen? Wir empfinden es als Dreistigkeit, an Verleumdung grenzend, wenn uns unterstellt wird, die AfD zu unserer Veranstaltung herzlich willkommen geheißen oder sogar eingeladen zu haben, weil wir ihr nicht zusammen mit den rechtsextremistischen Parteien und Organisationen von Beginn an Hausverbot erteilt haben. Es wird gar von einem roten Teppich gesprochen, den wir für die AfD ausgerollt hätten.
Wir waren es, die unlängst in Uhingen gegen Beatrix von Storch protestiert haben und wir waren DIE EINZIGEN dort! Entgegen antifaschistischen Lippenbekenntnissen lassen wir auch Taten folgen.
Interessant hierbei übrigens, dass der Redakteur der BeobachterNews in Uhingen offenbar nicht davor zurückscheute, von Storch die Hand zu geben und Smalltalk mit ihr zu halten – wenn das der rechtpopulistischen bis faschistischen Stimmung in Teilen von Uhingen mal nicht in die Karten gespielt hat…

Da wir die BeobachterNews normalerweise sehr schätzen, sind wir umso erstaunter, geradezu entsetzt, in welch populistischer Manier unsere Veranstaltung hier in den Dreck gezogen wird und den Faschisten in diesem Land praktisch in die Hand gespielt wird.

 

Die Sprecher der linksjugend [´solid]
Göppingen & Geislingen

4 comments

  1. Liebe Leute!

    Bei aller Wertschätzung Eurer Arbeit, aber diesen Umgang mit der AfD finde ich fahrlässig.

    Die Faschisten-Parteien aufzuzählen und sie von Eurer Veranstaltung ausdrücklich auszuschließen, dabei aber die AfD nicht zu erwähnen, spielt ihr in die Karten. Denn, was sagt das anderes aus als: So schlimm sind die denn doch nicht. Und das, wo sich die AfD in rasantem Tempo zu einer faschistischen Partei entwickelt.

    Was will denn die AfD auf solchen Veranstaltungen? Doch nicht die ernsthafte Diskussion suchen. Die wollen, dass sie als “normale”, wenn vielleicht auch etwas rechte Partei, auf jeden Fall aber als Teil des “demokratischen Spektrums” anerkannt werden. Und es geht ihr darum, ihre völkischen und rassistischen Positionen überall unter die Leute bringen zu können, nicht nur in ihrer zwar großen, aber dennoch begrenzten Filterblase.

    Mit jeder Podiumsdiskussion, an der die AfD beteiligt ist, mit jeder Diskussionsveranstaltung, auf der die AfD das Wort ergreifen darf, kommt sie ihrem Ziel ein kleines Stück näher.

    Was wir als AntifaschistInnen aber brauchen, ist die Ächtung der AfD wegen ihrer zunehmend offener faschistischen Positionen.

    Ob die “BeobachterNews” da in ihrer Kritik nun überzogen, in ihrem ‘rauslesbaren Ärger Details falsch dargestellt haben, kann ich nicht beurteilen, ist aber eigentlich auch zweitrangig. Ihr habt meiner Meinung nach einen politischen Fehler begangen (das kommt vor). Darüber solltet Ihr diskutieren und nicht (nur) darüber, dass Ihr Euch schlecht dargestellt seht.

    Mit solidarischen Grüßen
    Frank

    1. Hallo Frank,

      um das vorweg klarzustellen: Wir scheuen uns nicht vor einer Diskussion, daher ist es umso schlimmer, dass wir nun eben nicht zu einem Diskurs über unsere Entscheidung aufgefordert, sondern einfach nur in den Dreck gezogen werden.
      Unser Problem ist keine “schlechte Darstellung”, sondern vielmehr, dass dieser Artikel die Retourkutsche für eine Meinungsverschiedenheit zum Umgang mit der AfD ist. Wer einen Handschlag und das fehlende Hausverbot gleich als Kuschelkurs wertet, hat eine äußerst blühende Fantasie!

      Nun zum eigentlichen Thema:
      Den Umgang mit der AfD pauschal auszuschließen würde uns zwar passen, aber es ist eben einfach Realität, dass man die Bürgerinnen und Bürger so nicht überzeugen kann. Es reicht längst nicht mehr aus einfach “Nazi” zu rufen, um eine Partei unwählbar zu machen – schlimmer noch, diese Pauschalisierung schadet uns sogar uns selbst. Nicht alle Teile der AfD sind rechts und auch wenn das jetzt natürlich nach einer Relativierung und Verharmlosung klingt, so trifft es doch den Kern. Die Leute lassen sich mit Fakten und Inhalten überzeugen, nicht von lautem Geschrei.
      Wir müssen in den einzelnen Bereichen differenziert gegen deren Punkte vorgehen. Fehlender Sozialpolitik kann ich nicht mit dem Vorwurf rechter Gesinnung begegnen.
      Je mehr man die AfD ausgrenzt, umso mehr sieht sie die Bevölkerung in der Opferrolle, was der AfD wiederum Auftrieb verleiht.

      Das ist unsere Meinung und wir werden die Vorgehensweise regelmäßig überdenken, aber der Artikel der Beobachter ging einfach zu weit.
      Die Rechten haben uns gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Sie zerfetzen sich nicht ständig gegenseitig….

      Antifaschistische Grüße

      René

      1. Ich bin etwas überrascht, dass unsere Differenz nicht nur darin besteht, ob und wie mit der AfD diskutiert werden sollte, sondern dass unsere Einschätzung des Wesens der Partei so weit auseinander liegt.

        Klar ist, macht man eine Veranstaltung zur AfD, kann es passieren, dass die dort auftauchen. Darauf muss man vorbereitet sein, und wenn es zu einer politischen Auseinandersetzung kommt, sollten wir die besseren Argumente haben. Wenn man aber ausdrücklich NPD & Co. von der Veranstaltung ausschließt, weil die soweit rechts sind, dass sie in einem demokratischen Diskurs nichts verloren haben, aber gleichzeitig die AfD nicht mit ausschließt, dann bescheinigt man ihr zwischen den Zeilen eine demokratische Partei zu sein.

        Möglicherweise liegt da unsere Differenz. Du schreibst ja auch “Nicht alle Teile der AfD sind rechts” (Du schreibst nicht “rechtsextrem”, sondern nur “rechts”). Das aber stellt eine komplette Verkennung der AfD und der Gefahren, die von ihr ausgehen dar. Die AfD ist nicht mehr die Lucke-Partei, sie ist nicht einmal mehr der diffus-rechte Haufen, der sie nach dessen Abgang war. Sie ist eine rechtsradikale Partei, die auch NeofaschistInnen in wichtigen Positionen duldet.

        Der Unterschied zur NPD (bei der Frage “Wie gehen wir damit um?”) ist eben nicht, dass sich die AfD gerade noch im demokratischen Diskurs befindet, sondern dass sie in der Öffentlichkeit bei Weitem noch nicht so geächtet ist, wie die NPD. Und dass sich diese Einschätzung der WählerInnen ändert, ist eine unserer Aufgaben als AntifaschistInnen.

        Frank

        1. Ich denke nicht, dass Wir beide unterschiedliche Ansichten des Wesens der AfD haben. Ich habe hier nicht zwischen rechts und rechtsextrem unterschieden. Das war weder Absicht, noch soll es Anlass für Spekulation sein. Rechts bis rechtsextrem trifft es völlig, das ist in der AfD ein fließender Übergang!

          Man könnte es schon so zwischen den Zeilen lesen, dass die AfD zum demokratischen Spektrum gehört. Auf der anderen Seite ist es nur eine Interpretation, die hoffentlich nicht allzu viele teilen. Wir wollten das damit definitiv nicht vermitteln.

          Da hast du vollkommen Recht. Aus unerfindlichen Gründen ist die NPD geächtet, die AfD nicht – das muss sich ändern.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *