Nachdenken über den 1. Mai

Der erste Mai gilt schon über ein Jahrhundert lang als der Kampftag der Arbeiterklasse. Menschen gehen auf die Straße für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen, gegen Kriege, Hunger etc. , kurz gesagt sie gehen gegen das System des Kapitalismus auf die Straße.

Doch es sind immer noch weitaus zu wenige und die Staatsmacht zu stark, dass diese Wenige ein neues System etablieren könnten, welches Gleichberechtigung, Frieden und Reichtum für alle schaffen könnte. Die Mehrheit sitzt zuhause oder zieht mit ihren Bollerwagen durch die Lande, um sich zu betrinken. Den Alltagsstress zu vergessen, vergessen dass man auf Arbeit Stress mit dem Chef hat, vergessen, dass man bis Hals über Kopf in Schulden steckt oder vergessen, dass man am nächsten Tag wieder zur Arbeit muss, um sich oder die Familie ernähren zu können.

Man lenkt sich ab, oftmals auch mit den neuen Medien, die immer noch mit Realiti TV einem selbst aufzeigen, dass es immer noch Menschen gibt, die tiefer in der Scheiße stecken. Dass die eigene Situation doch nicht so schlimm ist.

Aber verdammt nochmal unsere Situation ist beschissen. Wir tun Dinge, die wir nicht tun wollen (wenn wir mal Zeit hätten genauer unser Handeln zu reflektieren) und das nur, weil das System es uns vorgibt. Deshalb dürfen wir uns nicht einreden, dem Nachbar geht es beschissener. Wir müssen analysieren, warum geht es dem Nachbarn beschissen, warum geht es mir selbst beschissen und gibt es zwischen dieser Beschissenheit nicht einen Zusammenhang? Hat der Nachbar vielleicht keinen Job, während ich Überstunden schiebe, die auch noch schlecht oder gar nicht bezahlt werden, während sich irgendwelche Aktionäre oder Bosse, fette Gewinnmargen ausschütten?

Und ist der Flüchtling aus dem Lager nebenan nicht vielleicht auch einfach ein Opfer jener, die mir täglich sagen, ich soll meine Steuer zahlen, zur Arbeit gehen und brav sein? Wurde er nicht aus seiner Heimat vertrieben, weil irgendwelche Konzerne fette Profite scheffeln wollen und deshalb seine Heimat zerstörten. Und sind es nicht die gleichen Konzerne oder Politiker, die uns aus unseren Häusern jagen, wenn wir die Rechnungen nicht bezahlen können?

Es ist das ewige Spiel der Klassengesellschaften. Die einen kassieren, die anderen malochen.

Aber Klassen gibt es ja nicht mehr sagt man. Oder sagen sie? Wem nützt es denn wohl, dass Mensch denkt, es gibt keine Klassen mehr?

Ist es denn nicht wirklich so, dass einige eben Kapital haben und andere haben nichts außer ihrer Arbeitskraft? Und das sind eben Milliarden. Milliarden Menschen auf dieser Welt, die nichts haben außer ihrer Arbeitskraft, die tag täglich mehr oder weniger ums Überleben kämpfen. Arbeiten, arbeiten, arbeiten….. während andere keine Arbeit haben. Und das obwohl die Produktivkräfte längst an einem Punkt angekommen sind, an der alle Menschen versorgt werden können.

Stattdessen produzieren wir Plastikramschwaren, tausende Autos, die die Luft verpesten oder erzeugen Lebensmittel, die wir schon während der Produktion wieder in den Müll schmeißen. Aber der Kapitalismus kennt keine Moral, deshalb ist es ihm und den Kapitalisten egal, ob ein Mensch auf der Welt hungert oder an Krieg leidet, Hauptsache der Profit stimmt. Denn wir können ja nicht alle retten…..

Nun stehen wir also hier, Europa 2016. In Frankreich herrscht seit Monaten Ausnahmezustand. Günstig für die Regierung, dass die Sparprogramme direkt mit den Terroranschlägen zusammen fallen. Und so kann man alle Demonstranten wegknüppeln, im Namen der Sicherheit.

Eine hochgerüstete Polizei steht uns mittlerweile in ganz Europa entgegen und ständig haben wir den Herrschenden diese Aufrüstung damit durchgehen lassen, dass wir uns vor Terror schützen müssen. Doch, dass der wahre Terror vom System ausgestrahlt wird, dass die Entscheidungen der Politiker und Bosse eigentlich die wahre Gewalt ist, dass wird vergessen und ertränkt im nationalistischen Geschwafel der Rattenfänger von FN, AfD, CSU und wie sie alle heißen. Dieser Hass wird so hart und lange geschürt, dass die Menschen verblenden und nicht mehr sehen, was vor ihren Augen passiert. Und so bockt es auch nur noch wenige, dass 10 Jahre lang Mörder durch Deutschland ziehen und mithilfe des Staates 10 Menschen töten konnten. Es interessiert nur wenige, dass ein Menschen bei lebendigem Leibe in einer Polizeizelle angezündet wurde. Und wenige achten darauf, dass Deutschland sich immer weiter militarisiert und Truppen in fremde Länder schickt. Denn das Ziel steht für viele schon klar, entweder es sind halt 1 oder 2 Politiker, die weg müssen, es sind die Flüchtlinge oder wir brauchen einfach mehr Liebe zueinander.

NEIN! Wir brauchen die Erkenntnis, dass der Nachbar in der selben Scheiße steckt wie ich selber und wir unser Hauptproblem nur dann lösen können, wenn wir gemeinsam ein neues System aufbauen. Hierzu braucht es aber eine Analyse, Zeit und den Willen sich auch mal mit etwas genauer zu befassen, vor allem darüber zu diskutieren und sich auch kontroverse Positionen anzuhören, um darüber nachzudenken.

Hierfür muss man sich auch organisieren, also geht raus, organisiert euch. Sagt nicht immer, ja eigentlich müsste man etwas tun, zieht an eurer Tüte und gebt sie dann weiter. Nein steht auf, sucht euch gleichgesinnte, diskutiert, analysiert, geht auf die Straße und schließt euch weiteren an. Zuhause im Fernsehen wird es keine Veränderung geben und unser Leben wird auch nicht besser, wenn wir sagen morgen könnte alles besser werden, andere werden das schon für mich übernehmen oder es hat ja eh alles keinen Sinn. Es macht keinen Sinn, tag täglich 7-12h zu arbeiten, nach Hause zu kommen, völlig kaputt zu sein und nur noch für das Wochenende zu leben. Es macht keinen Sinn, in psychische Depressionen zu verfallen und sich selbst zu bemitleiden. Vor allem aber macht es keinen Sinn, die Schuld einer Gruppe von Menschen zu zu schieben, die in der völlig gleichen Klassenlage wie man selbst ist.

Und natürlich muss man nicht raus gehen und wild durch die Gegend randalieren. Aber wer denkt, dass die Herrschenden einfach so ihre Macht aufgeben, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann und dass wir nur alle mehr Liebe zeigen müssen. Das System ist gewalltvoll, es wehrt sich mit Gewalt und wird somit auch Gegengewalt erzeugen. Die Frage ist nur, wie diese dann eingesetzt wird und gegen was sie sich richtet. Sie aber pauschal zu verurteilen, sollte man lieber überdenken, denn niemand will sich permanent von Bullen auf die Fresse schlagen lassen.

Morgen jährt sich dann wieder einmal der 2. Mai. Der Tag an dem 1933 die Gewerkschaften dicht gemacht wurden, nachdem man die Kommunisten ausgeschalten hatte. Ob das heute nochmal so krass geht wie damals? Kann man nicht sagen. Was man aber sagen kann ist, dass derzeit die Gewerkschaften sich eher selber ausschalten, da sie wie Unternehmen arbeiten und nur noch auf Profite getrimmt sind, die sie durch Mitglieder erwerben. Während im Parlament eine Verschlechterung der Arbeits- und Gewerkschaftsgesetze auf die nächste folgt. Man kann sagen, dass die Polizei und die Geheimdienste besser denn je ausgerüstet sind. Man kann sagen, dass das Militär im Innern eingesetzt werden kann. Dass Menschen bestialisch an den Grenzen verrecken, die Polizei gegen große Widerstände, die einen Wechsel des Systems anstreben mit aller Härte und Brutalität vorgehen. Und vor allem kann man sagen, dass man Tag für Tag doch ein bisschen selber kaputt geht.

Also schalt den Fernseher wieder ein, zünde die Tüte an und zieh dir den nationalistischen Scheiß der Herrschenden rein. Denn das ist wesentlich entspannter und leichter zu akzeptieren, als zu verstehen, dass man selber aufstehen muss.

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