Der Tag der Arbeitenden im Sozialismus. Bericht von einer Arbeitsbrigade in Cuba.

Ein wichtiger Bestandteil der weltweiten Solidarität mit dem sozialistischen Cuba sind die zu verschiedensten Anlässen stattfindenden Arbeitsbrigaden. Ich wollte mir dieses Jahr die  Chance, an der größten Maidemonstration der Welt teilzunehmen, nicht entgehen lassen und entschloss mich zur Teilnahme an einer Brigade.

Angekommen am Flughafen von Havanna wurde ich nicht nur vom schwülwarmen Klima, sondern zum Glück auch von einer Mitarbeiterin des cubanischen Instituts für Völkerfreundschaft empfangen (ICAP). Das ICAP ist die zentrale Anlaufstelle für alle Freundinnen und Freunde Cubas in der Welt und verschiedenste Aufenthaltsprogramme auf der sozialistischen Insel. Meine Unterkunft für die nächsten zwei Wochen war ein eigens für die Brigaden errichtetes Camp westlich von Havanna. Neben mir waren 280 andere Brigadistas aus insgesamt 29 verschiedenen Ländern angereist. Zu meinem Erstaunen stammte die größte Delegation ausgerechnet aus den USA. Diese Tatsache unterstreicht, dass in den letzten Jahren eine immer größer werdende Anzahl von US-Bürgern eine Abkehr von der feindlichen Politik ihrer Regierung gegenüber Cuba fordert.

Um jedoch nicht auf das Handeln von Regierungen warten zu müssen haben wir Brigadistas die Teilnahme an einer Arbeitsbrigade gewählt, um unsere Solidarität mit Cuba auch in die Tat umzusetzen. Konkret bedeutete dies, dass wir bereits am Tag nach der Ankunft frühmorgens zur Feldarbeit angetreten sind. Mit einfachsten Mitteln befreiten wir Gemüseäcker und Obstplantagen von Unkraut, welches im tropischen Klima bestens gedeiht. Eine Folge der US-Blockade ist, dass die cubanische Landwirtschaft weitgehend ohne Düngemittel, Traktoren und andere Gerätschaften auskommen muss. Neben hart arbeitenden Bäuerinnen und Bauern gehört deshalb der Anblick eines Ochsenpfluges in Cuba auch im 21. Jahrhundert noch zu den normalsten Dingen der Welt.

Aufgrund der stechenden karibischen Sonne wurden jedoch immer nur die Vormittage gearbeitet, so dass  viel Zeit für ein abwechslungsreiches Besuchsprogramm frei blieb. Dabei besuchten wir unter anderem die Verwaltung einer ländlichen Provinz, Studierende der Medizin, den cubanischen Frauenverband und Gewerkschafter*Innen. Bei diesen Treffen konnten wir in sehr ehrlich geführten Gesprächen einen tiefgreifenden Einblick in den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft bekommen.

Mehr als eine Million Menschen nahmen an der Demonstration zum 1. Mai in Havanna teil.

Zu den emotionalsten Momenten für mich gehörte dabei ein Gespräch mit einem pensionierten Englischlehrer namens Oswaldo, der in einer modernen Siedlung in der zentral in Cuba gelegenen Stadt Cienfuegos wohnt. Der ältere Herr kam während des Besuchs unserer Brigade in einer Siedlung aus 109 baugleichen Häusern auf mich zu und bot mir voller Begeisterung eine Führung durch sein Haus an. Dabei erzählte er mir, dass die Häuser allesamt ein Geschenk des sozialistischen Präsidenten Venezuelas Hugo Chávez gewesen waren. Der cubanische Staat übergab die bereits komplett eingerichteten Häuser daraufhin mietfrei an Menschen, die sie besonders benötigten. So kam auch Oswaldos Familie zu ihrem neuen Haus, da seine schwerkranke Enkeltochter auf eine barrierefreie Wohnumgebung angewiesen ist.

Neben diesen eindrucksvollen Gesprächen mit Cubanerinnen und Cubanern gehörte die große Parade zum 1. Mai zu den großen Höhepunkten der Brigade. Von der Ehrentribüne an der Plaza de la Revolución aus durften wir Brigadistas miterleben, wie über 1 Million Menschen mit selbstgebastelten Plakaten und Transparenten in bester Feierstimmung durch Havanna zogen, um die arbeitende Klasse und ihre tagtäglichen Leistungen gebührend zu ehren. Die Vorbereitungen für den Maifeiertag waren im ganzen Land zu spüren gewesen. In fast jeder Stadt Cubas wurden Straßen und Häuser festlich dekoriert und Bühnen aufgebaut. So wundert es nicht,dass insgesamt knapp 6 Millionen Menschen in Cuba an den landesweit abgehaltenen Feierlichkeiten zum 1. Mai teilgenommen haben. Bedenkt man, dass die Insel nur etwas mehr als 11 Millionen Einwohner hat, wird die Bedeutung des Feiertags im sozialistischen Cuba erst richtig klar.

Gleichzeitig war die enorme Beteiligung auch ein deutlicher Ausdruck der Bevölkerung Cubas, den sozialistischen Weg weiter zu gehen und sich nicht von den jüngsten Drohgebärden des neuen US-Präsidenten Trump einschüchtern zu lassen. Wir in Europa können die Cubanerinnen und Cubaner dabei durch unsere aktive Solidarität tatkräftig unterstützen. Schließlich kann das durch mehr als ein halbes Jahrhundert US-Blockade stark gebeutelte Land gerade vor dem Hintergrund des Rechtsrucks in Lateinamerika und den USA unsere Unterstützung dringend gebrauchen.

Weitere Infos über die deutsche Solidaritätsarbeit gibts auf der Homepage der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba unter www.fgbrdkuba.de

 

Florian Lany

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