Protestaktion für ein Wildtierverbot in Stuttgart – Zirkusbetriebe klagen dagegen – Wir gehen dafür auf die Straße

Rede

Rede von Patrique-Robert Noetzel (Student der Rechtswissenschaften, ehem. Linksjugend [’solid] Stuttgart und ehem. Aktionskoordinator bei PETA Deutschland e.V.)

wildtiere

 

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, liebe Freundinnen und Freunde,

der Anlass, der uns heute hier eint – ein kommunales Wildtierverbot – ist nicht nur zum Wohle der Tiere notwendig sondern längst überfällig.

Zahlreiche Kommunen in Deutschland machen es vor und haben damit bereits eine wegweisende Richtung geschaffen, in deren Fußstapfen es zu treten gilt.

Stuttgart ist eine Stadt des Fortschritts, der Innovation und der Stärke des Südens in Deutschland. Und genau deswegen kann es nicht nur, sondern es muss ein Anliegen sein dementsprechend auch zu handeln und Fakten zu schaffen.

Das Wohl der Tiere und die daraus resultierende Verantwortung ist nicht nur geschriebener Teil des Grundgesetztes, sondern verpflichtet als Staatszielbestimmung in Art. 20a jeden hoheitlichen Träger. Der Stadtrat Stuttgarts muss sich eben dieser Verantwortung in der Abstimmung dieses Antrages stellen. Und meine Damen und Herren Stadträte und Stadträtinnen, es obliegt Ihnen einen Weg der Moderne zu beschreiten oder Relikte längst vergangener Tage verzweifelt am Leben zu erhalten.

In § 1 Tierschutzgesetz, heißt es dort „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“; in Satz 1 wird als Zweck des Gesetzes formuliert „aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen“. Nimmt man einmal den Begriff  „ohne vernünftigen Grund“ – der als Abwägungsmaßstab auf die Seite der Tiere, dann erscheint dieser als wesentlicher Bestandteil der Tierrechte. Kann es ein vernünftiger Grund sein, Tiere zu Unterhaltungszwecken zu instrumentalisieren? Die Antwort darauf, kann selbst bei beständigster Würdigung der Interessen der Zirkusbetreiber niemals ja lauten.

In einer Gesamtabwägung, bei der auf der einen Seite die Tiere und auf der anderen Seite die Aussteller stehen ist schon per se eine Unart an sich. Wir wägen hier das Interesse der vermeintlichen Eigentümer gegen ihr „Eigentum“ auf. Ein Paradoxon. Wir dürfen Tiere nicht länger als bloße Objekte wirtschaftlicher anthropozentrischer Interessen wahrnehmen. Während die einen als Gefangene ihr Dasein fristen müssen, haben die andern eine Wahl, sich auszusuchen wohin sie gehen wollen. Und entgegen der Behauptungen es handle sich um ein faktisches Berufsverbot, wenn die Wildtierhaltung auf kommunaler Fläche untersagt ist, dem sei gesagt, dass es auch andere Zirkusunternehmen hervorragend geschafft haben sich umzustrukturieren und hervorragende artistische sowie schauspielerische Darbietungen aller Colouer darbieten. Und wie wäre es, wenn aus ehemaligen Dompteuren Tierpflegerinnen und Tierpfleger auf Lebenshöfen werden würden. Die Welt sähe schon ein wenig besser aus…

Und ich kann es nachvollziehen, dass einige skeptisch sind und andere gar gegen einen solchen Beschluss. Ich verstehe die rechtlichen und politischen Bedenken. Niemand möchte sich mit einer Tatsache auseinandersetzen, die das eigene Handeln, die eigenen Entscheidungen, die man zuvor getroffen hat, in den Zweifel ziehen.

So ziemlich jeder von uns hier hat in seinem Leben nicht nur einmal einen Zirkus besucht. Und wir waren der Meinung, dass es gut sei, dass des den Tieren gut gehe und diese von ihren vermeintlich fürsorglichen Pflegerinnen und Pflegern in artgerechter Weise behandelt werden würden. Doch dem ist eben nicht so. Und wie bereits Herr Höffken Ihnen erläutert hat, ist es sogar erwiesen, wie sehr die Tiere unter dem alltäglichen Stress in Zirkusbetrieben leiden – ihr Leben lang.

Wir waren bereit eine Maschinerie am laufen zu halten die ihren Profit durch Unterhaltung der Menschen auf Kosten der Tiere machte. Wir duldeten Qualen und Ausbeutung derer, die es doch unsere Aufgabe ist zu schützen. Und wir ließen es zu, dass diese öffentliche Flächen nutzten. Das muss ein Ende haben und sie haben das Schicksal derer in der Hand, die ihren Schutz so dringend bedürfen – die Tiere.

„Fürchte dich nie, nie, niemals davor, das tun, was richtig ist, speziell dann, wenn das Wohl eines Menschen oder eines Tieres auf dem Spiel steht. Die Strafe der Gesellschaft ist nichts verglichen mit den Wunden, die wir unserer Seele zufügen, wenn wir wegschauen.“ Mit diesen Worten Martin Luther Kings, sehr verehrte Damen und Herren, möchte ich Ihnen abschließend sagen: Das kommunale Wildtierverbot ist notwendig, verhältnismäßig und längst überfällig. Am Tag der Beschlussfassung ist es Ihre Stimme, die zählen wird.

Vielen Dank,

 

Weitere Infos, Fotos, Reden und Videos: https://www.facebook.com/events/1639661453014726/

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