Homophobie ist nicht diskutabel – kein Zurückrudern!

mach_esDie Linksjugend [‘solid]Baden-Württemberg kritisiert das Zurückrudern von GEW und Landesregierung in Sachen Bildungsplan und fordert zur konsequenten Umsetzung desselben auf.

Die Pläne, in Schulen verstärkt die Akzeptanz aller Geschlechter und Liebesformen zu fördern, sorgten in den letzten Wochen für heftige Debatten. Bildungsplangegner betonten immer wieder, sie seien nicht homophob oder transphob, sondern fänden lediglich das Thema übergewichtet oder nicht richtig platziert. Man mag über Gewichtung und Zeitpunkt, wann Jugendliche aufgeklärt werden sollten, diskutieren.

Doch ein Blick auf die Demonstrationen der Bildungsplangegner zeigt, dass es sehr wohl um Homophobie und Diskriminierung von Menschen die nicht der zweigeschlechtlichen Norm bzw. von Andersliebenden geht.  Homosexuelle Menschen werden dort mit Kinderschändern gleichgesetzt, Aufklärung über unterschiedliche Familienmodelle werden umgedeutet in „Sexunterricht“. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, setzten die Konservativen bei der letzten Demo Nazi-Aktivisten als Ordner ein, die unter anderem für ihre Gewaltbereitschaft bekannt sind.

Vor diesen Menschen, die ironischerweise die Notwendigkeit von konsequenter Aufklärung und Bekämpfung von Diskriminierung zweifelsfrei belegen, droht die Landesregierung einzuknicken.

Sven „Gonzo“ Fichtner, Sprecherratsmitglied der Linksjugend [‘solid] Stuttgart und Kreisvorstandsmitglied von Die LINKE Stuttgart, ist enttäuscht vom Zurückrudern der GEW und der Landesregierung. Er hatte Anfang Februar die erste Demonstration der Bildungsplanbefürworter angemeldet.  „Es kann nicht sein das man jetzt für eine Verschiebung des Bildungsplans ist und somit einen Hofknick vor den Homophoben macht. Die Demos haben deutlich gezeigt wie wichtig es ist, dass das Thema sexuelle Vielfalt endlich in die Schulen kommt. Reaktionäre Aktionen dürfen nicht das Ziel torpedieren“, erklärt Fichtner.

Die Linksjugend [‘solid] ruft alle fortschrittlich gesinnten Gruppen und Einzelpersonen dazu auf, an dem Thema dranzubleiben und den Homophoben nicht das Feld zu überlassen, weder in den Schulen, noch in den Parlamenten, noch auf der Straße und im Alltag. Die Akzeptanz und Gleichberechtigung aller Geschlechter und einvernehmlichen Liebesformen muss unser Ziel bleiben und ist nicht verhandelbar.




Linksjugend fordert Aufklärung über sexuelle Vielfalt – keine Macht den Ewiggestrigen

Die Linksjugend [‘solid] Baden-Württemberg begrüßt die Verankerung des Lernziels, das Wissen von Schülerinnen und Schülern über das Thema “sexuelle Vielfalt” im neuen Bildungsplan 2015 zu fördern und fordert die grün-rote Landesregierung auf, nicht dem Druck von Kirchenfunktionäre und homophober Petitionssteller*innen nachzugeben und den Bildungsplan zügig einzuführen. Nach der ansonsten gescheiterten grünroten Bildungspolitik, die vor allem durch den Lehrerstellenabbau geprägt ist, darf nun eine solch positive Maßnahme  nicht dem Treiben einiger Ewiggestriger zum Opfer fallen. Dass „schwul“ zu den meistverbreiteten Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen gehört, macht den immensen Handlungsbedarf deutlich.

„Die Akzeptanz verschiedener Lebens- und Liebesweisen und Familienmodellen sollte eigentlich selbstverständlich sein. Da dem jedoch nicht so ist, gilt es, über die Liebensweisen aufzuklären. Mit einem Petitionswettstreit, wie er derzeit stattfindet, ist es noch lange nicht getan“, erklärt Oli Kube, Landessprecher der Linksjugend Baden-Württemberg. Die Zustimmung, welche die Petition gegen eine angebliche „Ideologie des Regenbogens“ erhält, ist alarmierend und zeigt, dass Homophobie kein Randproblem einzelner Kirchenfunktionäre oder Fußballfans ist. Die Medien nehmen dabei eine widersprüchliche Rolle ein. Einerseits feiern sie derzeit alle das Outing des ehemaligen Fußballprofis Thomas Hitzlsperger, andererseits wird nur wenig hinterfragt, warum es überhaupt so etwas wie Outings geben muss. Ein Outing – so erfreulich und ermutigend es für andere Betroffene auch sein mag – impliziert die Notwendigkeit eines Versteckens, das dem Outing logischerweise vorausgeht. Es handelt sich jedoch nicht nur um die Homosexualität, deren Akzeptanz wir erkämpfen müssen. Menschen, die keinem gängigen Geschlechterrollenbild entsprechen wie etwa Transsexuelle, Transgender oder Intersexuelle, leiden unter Diskriminierung auf allen Ebenen, sowohl seitens des Staates als auch von der Gesellschaft ausgehend. Offene und polyamore Beziehungsformen (Beziehungen zu mehr als einer Person, in vollem Wissen und Einvernehmen aller Beteiligten) duldet der Staat zwar, jedoch sind gerade Frauen, die sich gegen die monogame Norm wenden, besonderer Diskriminierung ausgesetzt. Wir fordern die Akzeptanz aller Geschlechter sowie aller Liebesweisen, die auf Selbstbestimmung und Einvernehmlichkeit basieren. Freiheit ist auch immer die Freiheit des Andersliebenden.