Die Kulturpolitik ist ein sehr weitreichendes Themenfeld. Es umfasst die Kunst, Musik, Literatur wie auch Bildung oder aber auch jegliche Formen der gesellschaftlichen Beziehungen. Wir als Linksjugend Breisgau-Hochschwarzwald sehen das Thema rund um die Kulturpolitik als unabdingbar und wesentlich an. Kultur verbindet Menschen und trägt eine enorm große Bedeutung für gesellschaftliche Entwicklungen.
Dennoch zeigen sich gerade im ländlichen Raum viele Mängel. So konzentrierten sich die kulturellen Angebote in den letzten Jahren meist auf den urbanen Raum. Theater, Museen, Orchester, Bibliotheken oder Festivals finden sich zunehmend nur noch in den Städten. Menschen, die in ländlichen Regionen leben und zudem, durch den unzureichend ausgebauten ÖPNV, oftmals einen schlechten Zugang zur Mobilität haben, werden somit häufig von der kulturellen Teilhabe ausgeschlossen. Wir finden, dass dies nicht vertretbar ist. Eine Kulturpolitik, die sich als Gesellschaftspolitik versteht, hat die Aufgabe, alle Menschen miteinzubeziehen. Dabei müssen des Weiteren auch Menschen mit geringem Einkommen berücksichtigt werden. Um auch ihnen einen finanziell tragbaren Zugang zur Kultur in der Region zu gewährleisten, bedarf es auch im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald einer Kulturcard zur Unterstützung der sozial Benachteiligten, damit diese nicht noch weiter aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden.
Ein Wegbrechen von Kulturangeboten auf dem Land bedeutet weniger
Bildung, weniger Informationen und der Verlust von gesellschaftlicher
Teilhabe vor Ort.
Glücklicherweise bietet der Kreis
Breisgau-Hochschwarzwald auch in den ländlichen Regionen einige
Kulturangebote. So existieren beispielsweise einige kleine Museen. Diese
sind allerdings nicht sonderlich attraktiv für jüngere Personen. Dieses
Problem zeigt sich auch häufig bei Kinos in der Region, indem nur
seltenst Jugendfilme laufen. Das kulturelle Angebot für Jugendliche auf
dem Land ist schlichtweg unzureichend und muss dringend ausgebaut
werden, um den ländlichen Raum für alle attraktiv zu gestalten und die
Landflucht der jüngeren Generation einzudämmen.
Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald bietet einige bekannte
kulturelle Angebote. So finden seit 96 Jahren zum Beispiel die
Festspiele in Breisach statt, die jedes Jahr tausende Besucher
willkommen heißen dürfen. Damit diese wichtigen Kulturangebote auch im
ländlichen Raum weiter bestehen oder gar ausgebaut werden können, bedarf
es unbedingt massiven Förderung durch das Land, welche auch auf die
besonderen Herausforderungen und Gegebenheiten des ländlichen Raums
eingeht. Ein zentraler Aspekt der Kulturförderung ist die Unterstützung
des Ehrenamts. Ohne ehrenamtliches Engagement fielen die Kulturangebote
deutlich geringer aus und dennoch wird diese wichtige Tätigkeit häufig
überlastet und nicht ausreichend wertgeschätzt. Deshalb setzten wir uns
für eine professionelle Unterstützung sowie eine finanzielle Förderung
des Ehrenamts ein.
Doch nicht nur der Erhalt von Theater, Museen oder Bibliotheken ist
ein wichtiger Aspekt, dem man sich in der Kulturpolitik widmen muss,
sondern auch die Bildung. Mit unserer Art des Lernens, insbesonders
unseren Schulen, werden die Grundbausteine für das Leben der zukünftigen
Generation gelegt. Die Kinder sollen in den Schulen auf ihr späteres
Leben vorbereitet werden. Dementsprechend wichtig ist dieser Teilbereich
der Kulturpolitik.
Wir setzten uns dafür ein, dass Kinder in den
Schulen, sowie bereits im frühkindlichen Alter eine musikalische
Erziehung erfahren. Nicht nur werden die Kinder so bereits früh an
Kultur herangeführt, sondern lassen sich zudem nachweislich positive
Auswirkungen auf verschiedenste Entwicklungsbereiche feststellen.
Neben einem verpflichtenden Musikunterricht in den meisten Schulen
werden somit häufig auch Musik- und Bläserklassen in Grundschulen
angeboten, was wir sehr begrüßen. Des Weiteres bestehen im Kreis mehrere
Musikschulen, die eine musikalische Förderung für Kinder, Jugendliche,
aber auch Erwachsene bereit stellen. Damit bezahlbare Gebühren für alle
garantiert werden, sind öffentliche Mittel zur Finanzierung dieser
Schulen von großer Wichtigkeit. Generell stehen wir dafür ein, dass
unsere Musikschulen im Kreis in die öffentliche Hand gegeben werden.
Doch auch abseits von Schulen werden Kinder musikalisch gefördert. In
Vereinen werden häufig sogenannte Vororchester oder Jugendkapellen
geboten. Diese bieten gerade jüngeren Menschen eine Möglichkeit sich mit
gleichaltrigen musikalisch und kulturell zu entwickeln. In Zeiten der
aktuellen Corona-Krise werden Vereinen allerdings besonders hart
getroffen, da ein Treffen oder das Fortführen der Tätigkeit nur unter
sehr strengen Auflagen bzw. gar nicht möglich ist/war.
Dies
erschwert die ohnehin schon komplizierte Situation für einige Vereine.
Denn das Sozialleben hat sich in den letzten Jahren in vielen Fällen
merklich auf den digitalen Raum verschoben, sodass viele Vereine nur
noch wenige Neuzugänge und allgemein kaum junge Mitglieder*innen
verzeichnen. Auch wenn nicht alle Vereine, gerade in Bereichen wie
Fußball, Handball oder Tennis, mit einem akuten Mangel an junge
Mitglieder*innen zu kämpfen haben, ist auch hier, in diesen eher
beliebten Vereinen unter Jugendlichen, ein Rückgang festzustellen.
Abseits des veränderten Soziallebens spielt weiter auch das Aufkommen
von Ganztagsschulen, sowie ein allgemeiner Trend zu längeren Schulzeiten
eine entscheidende Rolle für den Verlust der jungen
Vereinsmitglieder*innen. Dem passen sich Schulen allerdings an, indem
häufig Möglichkeiten des Engagements innerhalb der Schule geschaffen
werden. Dazu gehören z.B. Schulorchester, verschiedenste
Arbeitsgemeinschaften oder Nachhilfestunden, die für gewöhnlich auf die
Mittagsstunden in der Schule verlegt werden. Als Lösung für diese
Situation muss die Verbindung zwischen den Schüler*innen und Vereinen
ausgebaut werden. Vereine sollten sich den Angeboten der Schulen
anschließen dürfen, um somit nicht nur die Kapazitäten der Schulen,
sondern auch die eigenen Mitgliederzahlen zu erhöhen. Doch gibt es auch
Probleme mit den innerschulischen Angeboten für die Kinder und
Jugendlichen. Lehrer werden für Arbeitsgemeinschaften nicht mehr
freigestellt und es bestehen nur wenige Anreize für sie, sich in diesen
Bereichen weiter zu engagieren. So drohen Arbeitsgemeinschaften,
Projekte, Hausaufgabenbetreuungen und vieles mehr, was das Schulleben
für Schüler*innen, wie auch Eltern, attraktiver macht, deutlich weniger
zu werden. Schon im Jahr 2013 setzten sich mehr als 500 Schüler*innen,
Eltern und auch Lehrer*innen vom Staufener Faust-Gymnasium gegen genau
diese Art der Kürzungen im Bildungsbereich ein und demonstrierten vor
dem Regierungspräsidium Freiburg.
Eine solche Beteiligung an kulturpolitischen Themen unter
Jugendlichen ist bemerkenswert und nur eines von zahlreichen Beispielen,
welches zeigt, dass Jugendliche durchaus an einer Mitbestimmung
interessiert sind. Doch oftmals ist es für die jüngere Generation nicht
leicht, sich politisch zu engagieren. Politische Emanzipation und
demokratische Beteiligung finden hier im ländlichen Raum oftmals nur
sehr begrenzt statt. Jugendparteien und andere politische Vereinigungen
für jüngere Menschen sind im ländlichen Raum nur in geringer Anzahl
vorhanden. Zwar sind Jugendgemeinderäte in Baden-Württemberg sehr
verbreitet, doch meist konzentrieren sich diese lediglich auf die
städtischen Gebiete mit mehreren Zehntausend Einwohner*innen. Hierbei
halten wir es für wichtig zu erwähnen, dass dennoch ein Recht auf
Jugendbeteiligung in allen Gemeinden vorliegt, welches jederzeit
eingefordert werden kann.
So bleibt der einzige Berührungspunkt mit
Politik für Jugendliche im ländlichen Raum jedoch meist lediglich die
SMV in den Schulen, die es Schüler*innen ermögliche soll Ideen,
Vorschläge und Kritik innerhalb der Schule zu äußern. Doch das Konzept
der SMV bietet den Schüler*innen lange keine vollständige Möglichkeit,
um ihre Interessen vollständig und erfolgreich zu vertreten.
Solange
die Jugendlichen es in den ländlichen Regionen nicht schaffen, selbst
eine politische Plattform zu gründen und zu unterhalten, fallen die
Möglichkeiten für politisches Engagement vor Ort deshalb nur sehr gering
aus.
Auch Jugendzentren und ähnliche Räume für Jugendliche, sind
im ländlichen Raum meist nicht vorzufinden. Obwohl diese Orte der
Begegnung unter Jugendlichen unglaublich wichtig für die freie
Entfaltung dieser sind, bestehen sie meistens lediglich in Gebieten mit
größerer Einwohnerzahl. Ein fester Treffpunkt für ungestörte Gespräche,
zum Musikhören, um feiern zu gehen und vieles mehr fehlt somit.
Allgemein sind die kulturellen Angebote auf dem Land für Jugendliche
unzureichend und müssen dringend erweitert werden.
Wir als Linksjugend Breisgau-Hochschwarzwald setzten uns für eine Ermöglichung der kulturellen Teilhabe aller ein. Gerade im ländlichen Raum muss Platz für eine kulturelle Entwicklung und Emanzipation der Jugendlichen in zahlreichen Bereichen geschaffen werden.