MAKE SOCIALISM A THREAT AGAIN

Rund um die Uhr feiert sich die deutsche Bourgeoisie selbst. Ihr Sieg über die Arbeiterbewegung fiel unerwartet groß aus. Noch größer war der Freudentaumel einer Bourgeoisie, die sich zwischenzeitlich schon tot geglaubt hatte. Denn die Wachstumszahlen der Sowjetunion, die Macht der vietnamesischen Bauern und der militanten europäischen Streikbewegungen hatten das Selbstbewusstsein der herrschenden Klasse auf Jahrzehnte zermürbt. Ausgerechnet Bauern und Prolls, “der Pöbel”, brach die Arroganz der Bourgeoisie. Der weltweite Sozialismus war zum Greifen nah.

Um die bürgerliche Menschheit zu retten, sah die Elite sich zur rohesten Drecksarbeit erniedrigt. Napalmteppiche und Massenmorde sollten das Weltproletariat zur Räson bringen. Die bürgerliche Staatsmacht entfaltete seine ganze sadistische Kreativität, um den Tod ihres Herrchens hinauszuschieben. Der CIA wurde zur festen imperialistischen Institution. MK Ultra und Agent Orange waren die verzweifelten Antworten einer geschwächten Klasse.

In Chile wurden die Sozialisten in Lager gesperrt, im Nahen Osten bewaffnete man die reaktionärsten Wahnsinnigen und in Deutschland schrieb man sich an schwarzen Listen die Finger wund. Nur im erbitterten Kampf und immer etwas unsicher richtete sich das Kapital wieder auf. Nicht zuletzt dank vieler reformistischer und individualistischer Illusionen in unserer Klasse, dank der Uneinigkeit und dank des akademischen Dogmatismus vieler Gruppen, konnten die Kapitalherrn noch mal mit einem blauen Auge davonkommen.

Der Sieg über die hörigen Arbeitermassen und der Sieg in der Systemkonkurrenz über die Arbeiterstaaten waren nur 2 Phänomene desselben Klassenkampfes. Dieser Kampf wurde für die Geldsäcke entschieden; die Bourgeoisie erreichte in den 90ern einen neuen Höhepunkt ihrer Macht.

In den 90ern fing man auch damit an, jegliche Unsicherheit und Bescheidenheit abzulegen. Wieder fühlte sich die Bourgeoisie als berechtigter Erbe der ganzen Menschheitsgeschichte; die Lüge vom “Ende der Geschichte” wurde wieder aufgetischt. Arrogant und selbstverliebt blickte das Bürgertum nun von seinem hohen Roß auf die vergangenen “gescheiterten” Gesellschaftsformen. Sozialismus und Arbeiterbewegung wurden zusammen mit der feudalen Gesellschaft einsortiert; die Solidarität der Arbeiter wurde als archaischer Kult hingestellt. Es wurde mal gehässig, mal empört und mal amüsiert auf die vergangene Epoche des Klassenkrieges zurückgeschaut wie auf ein Ausstellungsobjekt im Museum.

Unsere deutschen Kapitalisten waren wieder ganz in ihrem Element. Man musste sich nicht um die proletarischen Mätzchen kümmern, sondern konnte sich in aller Gemütlichkeit dem Geldverdienen widmen. Ganz offen konnte der kapitalistische Staat eine asoziale Maßnahme nach der anderen durchdrücken.

Klar, ein kleiner Teil der Bourgeoisie war skeptisch: Man hatte zwar die politischen Bewegungen der Proletarier soweit wie möglich ruiniert, aber die Grundlage dieser Bewegungen blieb bestehen. Und so versuchten sich einige weitsichtige Kapitalisten-Freunde mal wieder am Aufbau eines stabilen Kapitalismuses; und zwar weltweit.

Die Milleniumsziele wurden geboren als eine von vielen Projekten für einen schönen Kapitalismus. Seither wurden sie allen Schülern der BRD routinemäßig unter die Nase gerieben, bis sie 2015 , wie erwartet, scheiterten.

Doch durch leere Versprechungen wird die Masse der Unzufriedenen und Kampfbereiten nicht kleiner. Riots in den Banlieus, Proteststimmen bei den Wahlen und auch brutaler pseudo-antiimperialistischer Fanatismus sind Ausdruck orientierungsloser Wut.

Die Fehler der sozialistischen Organisationen hatten sich nämlich durch die Niederlage noch verstärkt. Resignation und Abschottung von den Massen machten sich breit. Zudem gibt es seither eine Epidemie wildgewordener kleinbürgerlicher Intellektueller. Die radikalen Aktivisten machten die Massen für die Niederlage verantwortlich und beharrten umso stärker auf ihrem akademischen Dogmatismus: Hätte man nur auf die tollen Theorien und Kritiken ihrer Gruppe gehört, hätte es nur die anderen Gruppen nicht gegeben, dann hätte man die Revolution doch noch erlebt!

Die “Realos” erklärten unterdessen die alte Macht im Land zum Selbstzweck und versuchten und versuchen verzweifelt ihre Macht im bürgerlichen Staat durch Konzessionen aufrecht zu halten, während ihnen genau wegen diesen Konzessionen, die reale Machtbasis, die Mitgliedschaft, wegstirbt.

Die heutige Arbeiterbewegung ist also das Ergebnis dieser historischen Niederlage. Sie hat ihre alte Dynamik verloren und ist in vieler Hinsicht ein unattraktives Häufchen geworden.

Doch so sehr uns der momentane Zustand traurig stimmt, gibt es keinen Grund zu verzweifeln. Die kurzfristigen Faktoren sprechen gegen uns, aber die langfristigen Faktoren; die riesenhaften Prozesse am Boden der Gesellschaft, sprechen für uns:

  1. Die Profitrate der Kapitalisten war noch nie so niedrig!
  2. Der bürgerliche Staat hält die Massen mit allerlei gewaltigen Heilsversprechungen an der Stange und diskreditiert sich langfristig ,nicht nur als linke oder rechte Strömung, sondern als Herrschaft des Bürgertums als solche.
  3. Die alte Arbeiterbewegung war vor allem ein europäisches und amerikanisches Phänomen. Die Impulse der neuen Arbeiterbewegung kommen auch aus Südafrika, China, Indien und Südkorea. Erst jetzt gibt es fürs Kapital kein entkommen mehr, wenn die Arbeiter von allen Seiten den Lohn nach oben stoßen wollen.
  4. Das Kleinbürgertum hat sich seit Beginn der letzten Kampfwelle nochmals erheblich dezimiert. Die lohnarbeitende Klasse war noch nie so groß.
  5. Ideologisch hat die alte Arbeiterbewegung einen unauslöschbaren Sieg errungen: Einige religiöse Vorstellungen zur Produktion sind verschwunden. Die Proletarier wissen: Es sind sie selbst die alles erschaffen und es ist der menschliche Konsum für den man arbeitet. Es ist nicht der liebe Gott.

Revolutionäre standen noch nie auf so fruchtbarem Boden. Um aber den Boden zu nutzen muss man seinen Blick von den Wolken abwenden. Vergesst euren akademischen Dogmatismus! Vergesst eure Illusionen vom schönen Leben im Kapitalismus (sei es Sozialdemokratie oder anarchistische Kooperativen)!

Was ist zu tun?

Wir sollten auf Demos und bei Facebook etwas weniger radikal erscheinen und dafür wirklich mal mutig kämpfen: Organisieren wir radikale Kämpfe in unseren Schulen und Betrieben. Strengen wir unser Hirn mal wirklich an: Erklären wir unseren Kollegen den Sozialismus!

Und wer weiterhin abgehobene Phrasen dreschen will und wer sich über Arbeiter und unterdrückte Völker lächerlich macht, der soll sich in den neoliberalen Parteien organisieren. In unserer LINKEN und unserer Linksjugend haben Arbeiterfeinde nichts zu suchen!

Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit ist ein ernster Kampf! Er ist die entscheidende Schlacht dieser Gesellschaft. Wir sind “bei Strafe unseres eigenen Untergangs” dazu gezwungen ihn zu gewinnen! Machen wir uns an die Arbeit…

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