Rojava – so nah und doch so fern

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Hier, hinter dem Tigris, liegt Westkurdistan bzw. Nordsyrien (genannt ROJAVA) – verheißenes Land für alle radikaldemokratischen Kräfte und vielversprechendes Modell für nachhaltigen Frieden im Mittleren Osten. Die kurdische Bewegung hat ihre Solidarität mit der Revolution in Rojava gemeinsam mit der deutschen Linken auf die Straße getragen und das Thema damit der Öffentlichkeit bekannt gemacht.

Das Interesse ist also groß. Und so sind wir, eine fünfköpfige kurdisch-deutsche Delegation, aufgebrochen, um vor Ort eigene Eindrücke und Informationen zu sammeln. Doch wie erwartet wurden uns zahlreiche Steine in den Weg gelegt.

In der Türkei geborene KurdInnen (egal welcher Nationalität) dürften die innerkurdische Grenze zwischen Süd- und Westkurdistan (Irak und Syrien) nicht überqueren, hieß es zunächst an der Grenzkontrolle.

Also weiter zur Sicherheitsbehörde der Kurdischen Autonomieregion in Erbil. Dort hieß es wiederum, man könne uns zwar formell nicht abhalten, nach Rojava zu gehen, wir sollten uns aber folgender Dinge bewusst sein:
Als JournalistInnen könnten wir uns in Rojava nicht frei bewegen, uns würden alle Habseligkeiten abgenommen werden. Man würde nicht nur in unserem Namen Propaganda veröffentlichen, sondern uns darüber hinaus zwingen, für die “Aufständigen” (also YPG/YPJ) zu kämpfen und uns als vom IS verschleppt melden. Ob wir wirklich gewillt seien, dieses immense Risiko einzugehen?

Ja, verdammt! Um eben diese widerliche, reaktionäre Antipropaganda der südkurdischen Regierung zu entlarven und sie Lügen zu strafen. Also händigten wir den Behörden Kopien aller unserer Dokumente und eine unterschriebene persönliche Erklärung über die Kenntnis der “Risiken” aus. Trotzdem wurden wir hingehalten und schließlich an das Innenministerium verwiesen. Die Zeit in Kurdistan war uns allerdings zu kostbar, um sie mit weiteren ergebnislosen Behördengängen zu verschwenden.

Die Regierungsstellen werden nämlich immer wieder Ausreden finden, um die Berichterstattung über das unliebsame, weil revolutionäre Projekt im Nachbarland zu verhindern. Nicht zuletzt ist auch dem Erdoğan-Regime sehr daran gelegen, die Hoffnungen der KurdInnen im Keim zu ersticken – und die Türkei ist schließlich Hauptabnehmerin des Öls, das täglich in hunderten Tanklastwagen aus der Kurdischen Autonomieregion importiert wird.

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