Am Mittwoch dieser Woche beteiligten wir uns wie 30-40 andere an Protestaktionen vor der Stadthalle, in denen zu diesem Zeitpunkt eine Aktionärsversammlung von HeidelbergCement stattfand. Hier unser Infotext dazu (CC0):
Eigentlich gäbe es kaum einen Anlass gegen HeidelbergCement zu demonstrieren – denn das börsennotierte Unternehmen verhält sich logisch: Menschenrechtsverletzungen werden zugunsten eines Profits gezielt zumindest billigend in Kauf genommen. Da scheut sich ein deutsches Unternehmen auch nicht, sich an einem rassistischen Mauerbau an der US-mexikanischen Grenze zu beteiligen. Wen kümmert da schon bewusster Umgang mit der Geschichte Deutschlands? Die Politik soll sich gefälligst aus der Wirtschaft heraushalten, das hat da nichts zu suchen!
Wir als Linksjugend [‘solid] BG Heidelberg widersprechen entschieden: Nichts könnte politischer sein, als die Art und Weise und auf wessen Kosten Unternehmen ihre Profite erwirtschaften. Wenn sich ein Vorstandsvorsitzender wie Bernd Scheifele nach den US-Wahlen derart einem rassistischen US-Präsidenten anbiedert, weil es um Milliarden geht – einer wie Scheifele, der kann nicht ohne Weiteres zurückrudern und behaupten, seine Aussage sei missverständlich und er falsch interpretiert worden.
Nein, Herr Scheifele, die Aussage ist so zu verstehen, wie sie getätigt wurde: als Kalkül, den eigenen Konzern medial ins Gespräch zu bringen. Will man den Wert der Presseabteilung zukünftig in neu geschaffenem menschlichem Elend oder anhand des eigenen Aktienkurses beziffern?
Aber genug Sarkasmus: Es darf bei dem Diskurs letztlich nicht um eine einseitige “großes böses Unternehmen”-Kritik gehen. HeidelbergCement exerziert nur durch, was im Kapitalismus logisch ist: Wer fragt schon nach Ethik, wenn am Ende die Bilanzen stimmen? Anders gesagt: Eine Kartoffel wird nicht produziert, weil irgendjemand Hunger hat. Eine Kartoffel wird produziert, weil jemand aus dem Bedürfnis, sie zu essen, Profit schlagen kann – denn die Kartoffeln, die überschüssig sind, werden besser verbrannt als gegessen, um die gewünschten Preise zu erzielen – gleich ob irgendwo noch jemand hungert.
Wir wollen damit zum Ausdruck bringen, dass eine Auseinandersetzung mit den Menschenrechtsverletzungen durch Konzerne stets gesamtgesellschaftlich, also politisch erörtert und gelöst werden muss. Dabei gilt es, Wirtschaftsprozesse in ihrer Gesamtheit zu betrachten und zu erkennen, dass Profitinteresse in der Welt, wie sie aufgebaut ist, der Durchsetzung von Menschenrechten grundsätzlich widerspricht.
Belegschaft und Zivilgesellschaft müssen stärker in wirtschaftliche Prozesse und Entscheidungen mit eingebunden werden. So lange sich unethische Geschäfte lohnen, werden diese getätigt. So lange Arbeitsschutzgesetze nicht die Gesundheit, die Bezahlung, die Verrentung oder den Urlaub regeln, werden Unternehmen immer wieder versuchen, das Maximum aus ihren Angestellten bei möglichst geringer Bezahlung herauszupressen.
Wir möchten sowohl die Zivilgesellschaft als auch die Mitarbeiter*innen von HeidelbergCement dazu ermutigen, diesen Diskurs als politisch und damit gesamtgesellschaftlich zu begreifen und gegen die Verfehlungen des eigenen Konzerns laut zu protestieren – denn es sind letztlich die Rechte von Mitmenschen – und Kolleg*innen.
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