Rio ist tot – und alles muss man selber machen

In Rio de Janeiro trafen sich diese Woche PolitikerInnen aus der ganzen Welt, um – ja wozu eigentlich? Die Veranstaltung stand unter dem Titel “UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung” und sollte irgendwie an die großen Hoffnungen anknüpfen, die der Umweltgipfel in Rio vor 20 Jahren geweckt hatte: Eine nachhaltige Entwicklung sollte wirtschaftliches Wachstum, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der ökologischen Lebensgrundlagen kombinieren.

Nicht wenige von uns sind erst nach 1992 geboren, und wir haben erlebt, dass diese Verheißungen nicht erfüllt wurden. Nachhaltigkeit war selten mehr als eine Worthülse, und in diesen seltenen Fällen oft nur ein Konzept, den Raubbau an natürlichen Ressourcen effektiver zu gestalten und die Einhegung und Privatisierung bisheriger Gemeingüter voranzutreiben. Das Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen im Dezember 2010 hat den letzten Hoffnungsvollen gezeigt, dass die Verwertungslogik des Kapitalismus nicht mit der Beachtung ökologischer Grenzen harmoniert – und was von beiden in unserer Gesellschaft den Vorrang hat.

Insofern überrascht es wenig, dass der diesjährige Gipfel nur ein schwaches Papier verabschiedete, das schon vor seinem Beginn feststand. Aus den Protesten sozialer Bewegungen beim Gipfel hat daher nicht zufällig eine Parole globalen Widerhall gefunden: “Rio ist tot”.

Was den Gipfel überlebt, ist die Erzählung der “Green Economy” – die etwa in Brasilien gerade voranschreitet, indem der ökologische Wert von Wäldern wirtschaftlich erfasst wird. Was am Ende dabei herauskommt ist nicht der Schutz der Wälder, sondern nur die Abwägung, ob ihre Zerstörung sich den wirtschaftlich wirklich lohnt.

Kritische Berichte vom Gipfel und den Protesten gibt es auf dem Blog der
Rosa-Luxemburg-Stiftung: http://rioplus20.blog.rosalux.<wbr></wbr>de/ und interessante Anstöße zu Debatten um einen sozialökologischen Umbau bei einem Projekt der Bundestagsfraktion DIE LINKE http://www.plan-b-mitmachen.de

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