
Zu der offiziellen jahresdurchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 3,2 Millionen Menschen im Jahr 2010, müsste man normalerweise noch Menschen aus Ein-Euro-Jobs, aus Arbeitsbeschaffungs-, Eingliederungs- und Weiterbildungsmaßnahmen hinzuzählen, was zu dieser Zeit ca. 1,7 Millionen Menschen waren. Zusätzlich kann man noch die unfreiwillige Teilzeitbeschäftigung von ca. 2 Millionen Menschen dazurechnen, was einer Millionen zusätzlicher Vollzeitstellen entspricht.
Das bedeutet, dass im Jahre 2010 die Beschäftigungslücke bei ca. 5,9 Millionen fehlender Vollzeitstellen lag. Wenn man das Bild nun noch düsterer zeichnen möchte, könnte man ebenfalls noch die 4,4 Millionen Solo- und Scheinselbstständigen hinzurechnen, die auch in extremen prekären Verhältnissen leben müssen und die meistens nur aus Not in die Selbstständigkeit gegangen sind.
Wir sehen also, es fehlen massig Arbeitsplätze. Bei dem derzeitigen mini Wachstum von 0,8% sieht es in Deutschland nicht all zu rosig aus, dass wir die Vollzeitbeschäftigung schnell erhalten werden, obwohl sie uns von Politik und Wirtschaft schon seit der Einführung der Hartz Gesetze gepredigt wird. Auf das Wachstum können wir uns also nicht verlassen. Warum dann also nicht die vorhandene Arbeit unter den Menschen aufteilen? Damit jeder Arbeit hat und sich sein tägliches Brot erarbeiten kann, wenn er das will.
Während der Krise sank die Arbeitszeit durch die Einführung der Kurzarbeit und durch das Aufzehren von Stundenkonten. Doch nach der Krise war man schnell wieder zurück bei der 40h Woche. 2009 gab sogar jeder zehnte Erwerbstätige an, gewöhnlich sogar mehr als 48h pro Woche zu arbeiten. Ein Trend der sich leider verschärft, trotz dass die Arbeitslosenzahlen immer noch so hoch sind und der Bedarf an Vollzeitstellen noch zu nahm.

Wem nutzt die Massenarbeitslosigkeit?
Unter den Bedingungen der Massenarbeitslosigkeit leben die Beschäftigten mit der ständigen Angst, in die Erwerbslosigkeit abzurutschen. Diese Angst dominiert ihren Alltag und lähmt die Menschen, mindert ihre Kreativität und Leistungsfähigkeit und treibt sie zum Verzicht auf erworbene Rechte in der bloßen Hoffnung, so ihren Arbeitsplatz sichern zu können. Diese Entwicklung hat die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften gegenüber den Arbeitgeberverbänden nachhaltig geschwächt.
Zudem unterstützt die herrschende Politik einseitig das Interesse der Arbeitgeber an maximalem Profit. Hierfür steht besonders die „Agenda 2010“, die auf eine dauerhafte Spaltung der Gesellschaft in (noch) Beschäftigte und in Arbeitslose, in „brave“ und in „faule“, „Arbeitsunwillige“ Menschen, die selbst an ihrem Schicksal der Erwerbslosigkeit Schuld seien, abstellt und das neoliberale Ziel verfolgt, in Deutschland einen breiten Niedriglohnsektor zu etablieren.

Zuviel Arbeit macht krank!
Immer mehr Vollzeitbeschäftigte arbeiten über das verträgliche Maß hinaus. Psychische Erkrankungen aufgrund von Arbeitsüberlastung sind inzwischen der häufigste Krankschreibungsgrund. Keine Arbeit zu haben, birgt sogar ein noch höheres Krankheitsrisiko. Arbeitslose sind drei- bis viermal so häufig psychisch krank wie Erwerbstätige. Hier könnten die Krankenkassen enorm Geld sparen, sollte es eine Arbeitszeitverkürzung geben.
Denkt doch an die Zukunft!
Über 12 Millionen Menschen in Deutschland können wegen Arbeitslosigkeit, Niedriglöhnen, Minijobs, Teilzeit, Leiharbeit, Werkverträgen und befristeten Arbeitsverträgen sich keine ausreichenden Rentenansprüche erarbeiten. Im Falle einer Arbeitszeitverkürzung gibt es mehr Vollzeitstellen, welche dies den Großteil der Menschen ermöglicht.
Mehr Zeit für Politik und Entfaltung!
Durch die Verkürzung der Arbeitszeit werden wir wieder mehr Freizeit haben, welche wir für wichtige Dinge, wie die kreative Entfaltung des Selbst, politische Willensbildung oder die Erziehung unserer Kinder aufwenden könnten.
Holen wir uns unsere Leben zurück!
Die Massenarbeitslosigkeit hat zu einer strukturellen Schwächung von Gewerkschaften beigetragen mit dem Ergebnis gesunkener Löhne, verlängerter Arbeitszeiten und der Ausdehnung prekärer Beschäftigung. Durch die Vollbeschäftigung, befinden sich die Gewerkschaften dann endlich wieder in der Position, um uns die Stücke vom Kuchen abschneiden zu können, die uns zustehen.
Wir fordern deshalb die 30h Arbeitswoche in allen Betrieben in ganz Europa, bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Wenn wir gemeinsam dafür kämpfen und diesen Wunsch weitertragen, haben wir eine Chance. Denn die Kapitalisten werden ihr wertvolles Gut nicht einfach so hergeben. Wir erinnern uns, dass sie die 35h Woche auch nicht ohne Gegenwehr eingeführt haben.
Wir müssen uns auf einen harten und langen Kampf einstellen, der nur mit massivem Druck zu gewinnen ist.
Diese Vollbeschäftigung ist möglich und nötig, weil die Arbeitsproduktivität kontinuierlich steigt. Wir benötigen für die Herstellung notwendiger Güter nur noch etwa die Hälfte der Zeit wie im Jahr 1960. Gleichzeitig, müssen aber immer weniger Menschen immer mehr produzieren, während der Kapitalist sich den gewonnen Mehrwert einstreicht, ohne uns dafür einen Ausgleich zu geben.
Auch die Massenarbeitslosigkeit in Südeuropa könnte endlich bekämpft werden, wenn die Arbeit unter allen Menschen gerecht aufgeteilt wird.