Es gibt keinen Unterschied zwischen Mann und Frau.
Trotz der bisherigen Errungenschaften wie dem Wahlrecht, der gesetzlichen Gleichstellung der Frau und dem Recht auf Ausbildung und Studium herrscht weiterhin eine grundlegende gesellschaftliche Diskriminierung von Frauen. So verdienen sie in Deutschland durchschnittlich noch immer 23% weniger als Männer. Weiterhin zeigen die jüngsten Debatten um alltäglichen Sexismus und die weltweiten Proteste gegen sexualisierte Gewalt, dass wir noch immer in einer von Männern beherrschten Gesellschaft leben.
Täglich werden wir mit traditionellen Rollenbildern in den Medien und der Werbung konfrontiert. Frauen müssen süß, schlank und hübsch, aber bloß nicht laut sein und dürfen ja nicht zu viel Raum einnehmen. In technischen oder handwerklichen Berufen werden Frauen noch immer als Fremdkörper angesehen, während Männer mit Kusshand genommen werden, wenn sie sich für den Beruf des Erziehers entscheiden.
Die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind jedoch nicht natürlich, sondern das Produkt von Erziehung und Sozialisation. Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der alle Menschen, egal welchen Geschlechts, gleichberechtigt leben können und dass Geschlecht als Kategorie abgeschafft wird. Hier und heute ist es jedoch notwendig, die gesellschaftlichen Geschlechter zu betrachten, um die Unterdrückung und Diskriminierung der als Frauen definierten Menschen sowie die Unterdrückung von Trans- und Intersexuellen sichtbar zu machen. Wir wollen nicht mehr darauf warten, dass sich die Verhältnisse von selbst verändern!
Begriffserklärungen
Zur leichteren Orientierung beim lesen von Texten oder führen von Diskussionen zum Thema Feminismus, hier ein paar Begriffserklärungen:
Lesbisch
Als lesbisch gelten weibliche* Personen, die sich romantisch und/oder sexuell (mehr oder weniger ausschließlich) zu anderen Frauen* hingezogen fühlen.
Transsexualität
Als transexuell identifizieren sich Menschen, deren Identitätsgeschlecht nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, dass ihnen bei der Geburt aufgrund ihrer Genitalien zugweiesen wurde. Transsexuelle Menschen ergreifen oft (aber nicht immer) Maßnahmen, um ihren Körper ihrem Identitätsgeschlecht anzugleichen (z.B. Hormontherapien, Operationen).
Androgyn
Androgyn bedeutet, dass eine Person etwa in ihrem Auftreten, ihrem Verhalten, aber auch in ihrer Identität männliche und weibliche Anteile Miteinander verbindet.
Gender Identity
Gender Identity bezeichnet die Geschlechtsidentität eines Menschen, also mit welchem Geschlecht (oder Geschlechtern) er*sie sich selbst identifiziert. Die Geschlechtsidentität ist unabhängig von ihrem*seinem körperlichen Geschlecht.
Bisexualität
Als bisexuell bezeichnen sich Menschen, die sich (mindestens) zu zwei Geschlechtern (sex und/oder gender) sexuell hingezogen fühlen. Dies geht auch oft mit einer Anziehung auf romantischer Ebene einher, muss es aber nicht. Bisexualität bedeutet nicht automatisch eine nicht-monogame Veranlagung.
Polyamoury
Als polyamour definieren sich Menschen, die zeitgleich mit mehreren Menschen eine romantische Beziehung eingehen, bzw. zu mehreren Personen romantische Gefühle haben (können). Polyamouröse Beziehungen sind keine Affären, da Vorraussetzung ist, dass alle Beteiligten von dem Arrangement wissen und einverstanden sind.
Heteronormativität
Heteronormativität bezeichnet die gesellschaftliche Norm und Erwartung der unhinterfragten Heterosexualität. Weitere Aspekte der Heteronormativität sind die zwei Geschlechter, die sich polar gegenüberstehen und keinen Raum dazwischen oder außerhalb lassen (Geschlechterbinarität) und cis-Geschlechtlichkeit, also das Unsichtbarmachen und die Pathologisierung von Trans*identitäten.
Asexualität
Als asexuell bezeichnen sich Menschen, die wenig bis kein Verlangen nach sexueller Aktivität (mit anderen Menschen) haben. Im Gegensatz zu zölibatär lebenden Menschen ist Asexualität eine Identität und keine Entscheidung. Dies bedeutet nicht, dass asexuelle Menschen nicht sexuell aktiv sein können oder keine platonischen bzw. romantischen Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen können.
Genderqueer/Genderfluid
Genderqueer steht als Oberbegriff für Geschlechtsidentitäten außerhalb oder zwischen der männlich-weiblichen Geschlechterbinarität, also z.B. Menschen, die sich als sowohl männlich als auch weiblich oder als weder noch definieren. Genderfluide Menschen definieren sich in (relativ) kurzen Zeitabständen unterschiedlich in Bezug auf ihre Geschlechtsidentität.
Homonegativität
Homonegativität (auch als Homophobie bekannt) bezeichnet die (krankhafte) Ablehnung, Diskriminierung und Ausgrenzung von homosexuellen (und bisexuellen) Menschen oder Menschen, die als homosexuell oder bisexuell wahrgenommen werden.
ftm
ftm steht für female-to-male und bezeichnet Menschen, die bei ihrer Geburt dem weiblichen Geschlecht zugeordnet wurden, sich selbst aber als (ganz oder teilweise) männlich definieren, also transsexuell oder transgender sind.
Warum diese unemanzipierte Transsexualitätsdefinition? Wenn ein Mensch sich als Frau outet, reicht es dann nicht aus, sie als Frau anzuerkennen? Das hat ja nicht unbedingt mit Identität zu tun. Identität ist etwas gesellschaftliches. Um mit körperlichen Merkmalen geboren zu werden, die nicht dem eigentlichen Geschlecht entsprechen, braucht es aber keine gesellschaftliche Anknüpfung. Die sind einfach nur da.
Identität als etwas gesellschaftliches zu definieren ist schon Interpretation von dir. Die Verfasser*innen der Definitionen haben den Begriff der Identität weiter gefasst, dabei soll darunter auch die persönliche Identität gefasst sein. Das biologische Geschlecht, um das es bei dem Begriff der Transexualität geht (um überhaupt noch Trennschärfe zu gewährleisten) hat jedoch nur etwas mit körperlichen Merkmalen zu tun.