Imperialismus Heute

Der Konflikt in Syrien und im Irak zeigt uns, dass die alte Imperialismus-Analyse, in der nur die USA zusammen mit den NATO Staaten der Welt ihre Regeln aufzwingt, nicht mehr aktuell ist.

Längst sind neue Staaten in den Club der Imperialisten mit aufgestiegen. Saudi-Arabien, Iran, China, Russland, Katar, Türkei, Brasilien, Südafrika, Indien, Vietnam und Südkorea versuchen nämlich ebenfalls ihre Regionale (im Falle Chinas und Russland auch Überregionale) Vormachtstellung immer weiter auszubauen. Das passiert durch wirtschaftliche Verflechtung, militärische Intervention oder Unterstützung von Organisationen. Mittlerweile ist der Anteil der BRICS und MIST-Länder an der weltweiten industriellen Produktion von 17% im Jahr 2000 auf 34,9% im Jahr 2014 angestiegen und auch 140 der 500 mächtigsten Firmen befinden sich seit 2014 in diesen Ländern. Die Industrial & Commercial Bank of China (Platz 9) bringt es sogar noch vor die international bekannte Bank JP Morgan (Platz 17) oder Goldman Sachs (Platz 100).

Die Kombination aus aufsteigenden Regionalmächten und Absteigenden Großmächten hatte man schon Anfang des 20. Jhds. und da führte der Akkumulationstrieb der Kapitalisten in 2 große Kriege und viele kleinere. Der Konflikt im Nahen Osten dürfte hier nur der Anfang sein. Deshalb reicht es auch nicht zu sagen, hier müssten sich nur Russland und die USA einfach einige werden, denn Saudi-Arabien, Türkei, Iran, Katar und auch Israel versuchen ihre Interessen in diesem Konflikt mit aller Macht durchzusetzen. Dass die etablierten imperialistischen Staaten sich das aber nicht einfach so gefallen lassen, zeigt sich u.a. gerade dadurch, dass der Westen z.B. Sanktionen gegen den Iran fallen gelassen hat (gegen die Wünsche Saudi-Arabiens, Katars und Israels) oder Frankreich, England und die USA die YPG in Nordsyrien unterstützen (gegen den Wunsch der Türkei). Das zunehmende „Selbstbewusstsein“ der neuen imperialistischen Staaten und ihr Hunger nach Akkumulationsmöglichkeiten, sowie die aggressive Verteidigungsstrategie der etablierten Imperialisten, führt auch gerade in Asien zu einem Konfliktherd, der jederzeit explodieren könnte. Dabei sind alte Bündniskonstellationen durchaus brüchig und nicht mehr so festgefahren wie im kalten Krieg und in der Übergangszeit danach. China lockt z.B. die europäischen Staaten mit wirtschaftlichen Investitionen in die neue Seidenstraße, während Deutschland die russischen Rohstoffe braucht, um seine überregionalen Ambitionen fortführen zu können, deshalb also den Draht nicht ganz zu Russland abbrechen will. Gleichzeitig will man aber auch die USA nicht verärgern, die zum wichtigsten Handelspartner aufgestiegen sind. Auch die Protektionistischen Maßnahmen der alten Industriestaaten, führen bei den aufsteigenden Staaten immer mehr zur Verärgerung, weshalb das Wort Handelskrieg immer öfters benutzt und etwaige Konsequenzen angedroht werden. Das wiederum könnte wie schon so oft in der Geschichte zum nächsten Kriegsgrund werden.

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